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Depression erkennen - Ist mein Partner depressiv?

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen: Jeder Fünfte leidet einmal in seinem Leben unter einer behandlungsbedürftigen depressiven Störung. Auch wenn man selbst nicht zu den 20 Prozent der Betroffenen gehört, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, im näheren persönlichen Umfeld eine depressive Person zu haben. Dass Männer seltener depressiv sind, als Frauen ist dabei ein Mythos. Männer versuchen nur eher, eine Depression zu ignorieren und zu verdrängen.

Depression als Herausforderung für Ehe und Partnerschaft

Erkrankt der eigene Partner an einer Depression kann das auch den nicht erkrankten Partner stark belasten: Nicht selten treten zunächst Schuldgefühle auf, man gibt sich selbst die Schuld an der Erkrankung des anderen, später schlagen die Emotionen gegenüber dem depressiven Partner in Verärgerung um. Eine depressive Erkrankung des Partners kostet daher viel Kraft und stellt auch Liebe und Beziehung auf eine harte Probe.

Wie bei vielen Krankheiten gilt auch bei der Depression, dass ein möglichst schnelles  Erkennen der Erkrankung die Heilungschancen steigert. Doch wie lässt sich erkennen, ob der eigene Partner an einer Depression leidet?

 

Depression erkennen und deuten oft schwierig

Eine Depression kann einen Menschen komplett verändern. Gleichzeitig können an Depressionen erkrankte Menschen ihre Probleme oft gut überspielen und komplett verstecken. Sie lachen, feiern und arbeiten wie alle anderen. So entsteht der Eindruck, alles sei in Ordnung. Daher ist es nicht selten, dass die Depression des Partners oder eines engen Angehörigen lange gar nicht wahrgenommen bzw. erkannt wird.

Dennoch gibt es einige Symptome und Warnzeichen, bei welchen Partner, Freunde und Familie aufmerksam werden sollten.

 

Erste Warnsignale und Anzeichen einer Depression

Eine Depression äußert sich bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Die Krankheit weist verschiedenste Symptome auf, die sich auch hinsichtlich des Schweregrades ganz verschieden ausgeprägt sein können. Nicht alle depressiven Menschen müssen alle Symptome gleichzeitig zeigen, treten jedoch mehrere der folgenden typischen Anzeichen gemeinsam auf, sollte man als Partner, Angehöriger oder Freund aufmerksam werden:

Niedergeschlagenheit & negative Gedanken

Nicht alle depressiven Personen sind zwangsläufig traurig. Vielmehr steht oft das Gefühl, gar nichts empfinden zu können im Mittelpunkt. Erkrankte Personen fühlen sich wie in einer Blase, es scheint, als können sie nie wieder Freude, Trauer oder andere Emotionen empfinden.

Stattdessen dominieren negative Gedanken, von Hoffnungslosigkeit, über Pessimismus und innerer Leere, bis hin zum Gefühl von Wert- und Hilflosigkeit, den Alltag Betroffener.

Sozialer Rückzug & Interessensverlust

Erkrankte Personen ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück: Sie verzichten oder reduzieren das Treffen von Freunden und Bekannten und jegliche Teilnahme an sozialen Events und Aktivitäten. Im Laufe der Erkrankung verlieren Depressive häufig jegliches Interesse an Aktivitäten und Hobbys, die sie früher gerne ausgeübt haben.

Auch in der Beziehung kann es sein, dass sich der Andere zunehmend zurückzieht und Abstand vom Partner will. Oft tritt auch sexuelle Unlust als Symptom einer Depression auf.

Schlafprobleme

Menschen, die unter einer Depression leiden, haben häufig auch Schlafprobleme. Sie können nicht oder nur schwer einschlafen, wachen nachts häufig auf und/oder wachen ungewöhnlich früh auf ohne wieder einschlafen zu können. Manche Betroffene haben ganz im Gegenteil auch ein übermäßiges Schlafbedürfnis.

Antriebslosigkeit

Betroffenen fällt es mit einer Depression zunehmend schwer, die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit verhindern die Teilnahme am sozialen Miteinander. Depressive Menschen wirken erschöpft, langsam und ohne jegliche Motivation.

Angst- und Schuldgefühle

Weil Betroffene oft sehr ängstlich werden, ist die Unterscheidung zwischen einer Depression und Angsterkrankung nicht immer einfach. Da depressive Menschen oftmals glauben an ihrem Zustand selbst schuld zu sein und „versagt“ zu haben, kommen zur Angst auch Schuldgefühle hinzu.

Konzentrationsprobleme

Weil Betroffene innerlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt sind, treten starke Konzentrationsschwierigkeiten auf. Sie sind dann nur schwer in der Lage konzentriert nachzudenken oder auch bestimmte Dinge überhaupt zu erfassen. Obwohl dieses Symptom sehr häufig auftritt, wird es selten mit einer Depression in Verbindung gebracht.

Verändertes Essverhalten

Auch eine Änderung der Essgewohnheiten können auf eine Depression hindeuten. Dieses kann sich in verschiedene Richtungen entwickeln und vom Appetitverlust bis zum übermäßiges Essen reichen und in Folge zu deutlicher Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme in kurzer Zeit führen.

Körperliche Beschwerden

Auch körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und unerklärbare Schmerzen, die sich nicht auf eine Behandlung ansprechen, können auf eine Depressionen hindeuten.

Gereiztheit, Impulsivität und Wutanfälle

Besonders bei Männern kann eine depressive Erkrankung auch mit einer erhöhten Gereiztheit und plötzlichen Wutanfällen einhergehen. Dabei können die Betroffenen selbst nicht erklären, was den Ärger auslöst und empfinden ihre heftigen Wutanfälle selbst als unpassend und unangebracht.

Erhöhte Risikobereitschaft

Ebenfalls ein „männliches“ Symptom für eine Depression ist das Auftreten besonders riskanten Verhaltens, etwa beim Sport oder auch im Straßenverkehr. Wenn der eigene Mann also zum Raser wird, sich plötzlich in Sport hineinsteigert oder anderswo bereit ist unkalkulierbare Risiken einzugehen, seien Sie aufmerksam.

Alkohol- & Substanz-Missbrauch

Eine häufige Bewältigungsstrategie besonders von Männern, ist es, sich durch übermäßiges Trinken oder den Konsum anderer Drogen zu betäuben.„Mann“ versucht seine Probleme in Alkohol zu ertränken, sich abzulenken, zu entspannen und „runter zu kommen“. Jedoch machen Alkohol und Drogen eine Depression meist nur schlimmer.

Suizidgedanken

Fallen Aussagen wie: «Mein Leben hat keinen Sinn mehr», «Ich bin doch nur eine Belastung für euch», «Ich halte das alles nicht mehr aus», gilt es hellhörig zu werden. Sprechen Sie ihren Partner unbedingt darauf an. Solche Aussagen können auf Suizidalität hindeuten. Hier sollten Ihre Alarmglocken läuten und Sie Ihren Partner oder Angehörigen dazu bringen, Hilfe zu suchen. Die wichtigste Erste-Hilfe dabei bleibt dabei das ehrlich Ansprechen auf die Suizidalität. Die meisten Betroffenen empfinden dies als sehr entlastend und können sich manchmal bereits dadurch wieder von diesen Gedanken distanzieren.

Wie kann ich meinem depressiven Partner helfen?

Sich über die Erkrankung des Partners zu informieren, ist eine gute Basis um diesen bei seinem Kampf gegen die Depression zu unterstützen. Es ist wichtig die Depression des Anderen als Krankheit zu verstehen und zu akzeptieren.

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Partner an einer Depression leidet, sprechen Sie ihn darauf an. Machen Sie ihm klar, dass sie sich Sorgen um ihn und seine Gesundheit machen und erklären Sie welche Veränderungen Sie beobachtet haben.

Halten Sie sich jedoch mit gut gemeinten Ratschlägen und Aufmunterungsversuchen zurück und versuchen Sie ihren Partner dazu zu bringen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. In der moderne Psychiatrie und Psychotherapie existieren viele gute Ansätze um depressive Erkrankungen in den Griff zu bekommen und wirkungsvoll zu behandeln.

Machen Sie ihrem Partner klar, dass sie ihn unterstützen möchten, ihm helfen wollen und er jederzeit mit Ihnen sprechen kann. Ein zu intensives Drängen zu Gesprächen oder Aktivitäten sollten Sie allerdings vermeiden.

So gehen Sie selbst mit einer Depression Ihres Partners um

Wenn der Partner unter einer depressiven Erkrankung leidet, besteht die Gefahr, dass man sich selbst überfordert und die Beziehung selbst in Gefahr gerät. Wenn sich ein Paar in Folge der Erkrankung eines Partners aus gemeinsamen Freizeitaktivitäten, Freundeskreis und Familie zurückzieht und isoliert, kann das depressive Verhalten eines Partners auch den anderen „anstecken“.

Sorgen Sie sich aber auch um sich selbst und nehmen sich auf Ihre eigenen Bedürfnisse war! Nehmen Sie sich Auszeiten, suchen Sie sich einen Ausgleich und pflegen Sie Ihr Sozialleben weiter. Versuchen Sie sich Unterstützung aus Familie, Freundes- und Bekanntenkreis zu holen, um die Last auf mehreren Schultern aufzuteilen. Selbsthilfe-Gruppen für Angehörige sind ebenfalls sehr hilfreich.

Bei der Behandlung von Depressionserkrankungen sollte auch der nicht erkrankte Partner aktiv miteinbezogen werden. Wenn beide die Krankheit verstehen und sich gegenseitig unterstützen, kann eine Beziehung auch diesen Stresstest bestehen.

Depressiv & erfolgreich?

Bei einer spezifischen Form einer atypischen Depression, die als „hochfunktionale Depression“ bzw. „high functioning depression“ bezeichnet wird, schaffen es Betroffene also trotz ihrer Erkrankung scheinbar mühelos einen anspruchsvollen Alltag zu meistern. Nach außen hin zeigen Betroffene auf den ersten Blick keinerlei Anzeichen einer depressiven Störung. Ganz im Gegenteil: Menschen mit einer hochfunktionaler Depression sind im Beruf nicht selten sogar ausgesprochen effizient und erfolgreich. Soziale Verpflichtungen in der Familie, im Freundeskreis oder mit Arbeitskollegen bewältigen sie problemlos. Kurzum: Sie scheinen Ihr Leben voll im Griff zu haben.

Der Schein trügt. Ein Blick hinter die Fassade zeigt eine andere Realität.  Innerlich leiden hochfunktional Depressive eben doch unter der typischen Niedergeschlagenheit und Leere, fühlen sich überfordert, ausgelaugt und haben nicht selten starke Angstgefühle.

Hochfunktionale Depression: Wer ist betroffen?

Sowohl Frauen als auch Männer sind von „hochfunktionalen“ Depressionen betroffen. Häufig gehören diejenigen zu den Erkrankten, die vom Charakter her einen ausgeprägten Perfektionismus an den Tag legen, besonders hohe Ansprüche an die eigene Leistung stellen und sich selbst hohe Ziele setzen. Zwar sind genau diese Punkte mitunter dafür verantwortlich, dass Menschen im Beruf besonders erfolgreich sind, allerdings kann sich genau dieser Habitus eben auch negativ auswirken.

Eine Schwierigkeit ist: wie entkoppelt man ein offensichtlich positives Persönlichkeitsprofil vom möglicherweise darunter verborgenen Leiden?

Als Signale lassen sich die hohen Anforderungen und Erwartungshaltungen der Betroffenen an sich selbst lesen, die als selbstverschuldete Fehler wahrgenommen werden, sobald man diesen Forderungen nicht entspricht.  Besonders Männer neigen dann dazu die empfundenen „Leistungseinbußen“ selbst zu „therapieren“: Mit Alkohol, Medikamenten und Drogen.

Symptome einer atypischen Depression

Weil die Depression eben atypisch verläuft, sind eindeutige Symptome schwer zu beschreiben. Anders als bei klassischen Depressionserkrankungen sind allgemeine Antriebslosigkeit und der Rückzug aus dem Sozialleben seltener anzutreffen. Klassische Symptome, wie eine negative Grundstimmung, Niedergeschlagenheit und Angstgefühle dagegen dominieren auch die atypische Depression.

Symptome, die im Zuge einer atypischen Depression besonders häufig sind:

  • Überhöhte Ansprüche an sich selbst

  • Selbstzweifel & vermindertes Selbstwertgefühl

  • ausgeprägte Versagensangst

  • Schuldgefühle

  • übermäßiger Alkohol- & Nikotinkonsum und Missbrauch anderer Substanzen

  • leichte Reizbarkeit

  • Schlafstörungen

  • Essstörungen

Wenn die Depression „dazugehört“

Betroffene empfinden und verstehen ihre „hochfunktionale Depression“ oft als normalen Zustand. Sie sind halt so. Ihr diesbezügliches Selbstbild hat sich vielleicht schon während der Adoleszenz herausgebildet. Auch weil sich die Krankheit über Jahre hinweg schleichend entwickelt und unmerklich mehr und mehr Raum einnimmt, erleben sie ihre negativen Gefühle, die innere Leere und das Selbstzweifeln so, als seien diese schon immer da gewesen. Dazu kommt, dass auch das soziale Umfeld oft auf Grund des effektiven Funktionierens der Betroffenen keine depressiven Anzeichen erkennen kann.

Selbst wenn Betroffene selbst erkennen, dass sie unter einer psychischen Erkrankung leiden könnten, fühlen sie sich vereinfacht gesagt „nicht krank genug“, um sich in Therapie zu begeben. Unbehandelt droht sich die „hochfunktionale Depression“ jedoch zu verschlechtern. Sie kann letztendlich sogar in eine schwere Form der Depression münden. Nicht selten mit Suizidgedanken. Erwähnt sei hier besonders, dass sich die HFD tatsächlich nur schwer von einem Burn-out-Syndrom abgrenzen lässt. Zumal das Vorliegen einer „hochfunktionalen Depression“ sehr leicht ohne entsprechende Behandlung in ein Burn-Out mündet.

Wesentlich ist also, dass dieser komplexe Status mittels spezifischer Diagnose-Tools (wie Klenico®) und medizinischen Tests vom Facharzt für Psychiatrie diagnostiziert werden kann. Es gilt festzusellten, ob eine „hochfunktionale Depression“ oder aber eine andere Form einer psychischen Erkrankung vorliegt. Anschliessend kann eine entsprechende Behandlung vorgeschlagen werden.

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