Angst vor Intimität

Angst vor Intimität

In der Therapie fällt auf, dass insbesondere Männer „intim sein“ und die damit verbundenen Ängste oft ausschließlich mit Sex in Verbindung bringen. Erfahrungsgemäß können häufig andere wichtige Dimensionen menschlicher Intimität nicht benannt werden. Immer wieder wird Sexualität eingeschränkt interpretiert. Und das ist nicht selten auf eine verkürzte Sichtweise der eigenen Sexualität zurückzuführen.

Im Folgenden sollen vier verschiedene Dimensionen der Intimität charakterisiert werden, die aus meiner Sicht im therapeutischen Prozess wichtig sind.

Die körperliche Dimension

Intimität bedeutet körperliche Nähe und ist gleichzeitig mehr als nur sich nahe sein. So ist das bloße nebeneinander Sitzen im Konzerthaus zwar nah, aber nicht per se intim. Erst in der frei gewählten Zuneigung wird die Nähe zur intimen Begegnung. Das gilt auch in der Zuwendung zu sich selbst. Im bewussten Berühren und Berührt-Werden erleben wir Intimität. Vom Händchen halten, oder Kuss bis hin zum Geschlechtsakt. Ist die körperliche Intimität beeinträchtigt, hat dies Auswirkungen auf die anderen Dimensionen. „Intim sein“ ist dessen ungeachtet mehr, als der körperliche Akt der Zuneigung.

Die emotionale Dimension

Für viele Menschen sind emotionale Nähe und tiefe Verbundenheit dasselbe. Je tiefer wir mit unseren Gefühlen empfinden, umso intimer ist die emotionale Berührung. In der emotionalen Intimität gelingt es, Gefühle zuzulassen, sich zu öffnen und sich einzulassen. Diese emotionale Verbundenheit mit sich oder mit anderen gibt nicht nur Halt und Sicherheit, sie ist Basis der Beziehungsfähigkeit. Fehlt es an der Fähigkeit, emotionale Nähe zulassen zu können, beeinträchtigt dies nicht nur die Beziehungsfähigkeit zu anderen Personen, sondern auch jene zu sich selbst.

Die intellektuelle Dimension

Der Ausdruck der Intimität hat eine intellektuelle Dimension. Menschen vertrauen sich mit ihren Gedanken, Visionen, Hoffnungen und Ängsten an. Unterschiedliche Vorstellungen und Meinungen werden artikuliert - es wird miteinander debattiert. Im Austausch entwickeln wir eine gemeinsame Sprache, die uns in der Beziehung verbindet. Das gilt natürlich auch für das intime Gespräch im Bett.

Die geistige Dimension

Die geistige Dimension ist das, was wir oft als das „In sich Hineinhören“ verstehen. Die Tiefe dieser menschlichen Intimität drückt sich nicht im Körper, in der Emotion oder dem Intellekt aus, sondern in der Fähigkeit, „das eigene Herz zu befragen“. Im inneren Dialog wächst die achtsame Person über sich selbst hinaus. Es wird eine Dimension der Tiefe erlebt, die zum erfüllten Leben führt. Wir sprechen hier von der Möglichkeit der Selbsttranszendenz und auch von der spirituellen Dimension des Menschen. Eine glückliche Beziehung braucht auch diese Dimension der Intimität.

Angst vor Intimität?

Die Angst vor Intimität zeigt sich auch bei diversen psychischen Störungen. Zum Beispiel durch den Verlust des Vertrauens, in sich selbst und in den anderen, oder auch im Mangel an Selbstwert. Weitere Symptome sind der Rückzug bzw. die Selbstisolation. Dadurch wird unter Umständen das Zurückhalten von Gefühlen noch weiter verstärkt. Männer reagieren oft mit Sprachlosigkeit oder mit Wut und Aggression. Oberflächliche oder riskante sexuelle Erlebnisse gehen dabei häufig Hand in Hand mit instabilen Beziehungen. Diese werden dann als nicht erfüllend oder sinnlos erlebt.

Wenn Sie bereit sind, sich dieser Angst zu stellen, wird Sie das Team der ADBWIEN fachärztlich und psychotherapeutisch bestmöglich unterstützen: Das Ohnmachtsgefühl der Angst vor Intimität kann behandelt und beseitigt werden.

Mehr von MMag. Stefan Federspiel

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